Mittwoch, 26. März 2014

Höher, schneller, weiter...

Wer kennt das nicht: Man ist ständig in Eile, hat eigentlich Zeit für nichts, ist im Stress und kann aber trotzdem von nichts genug kriegen. 

Darunter aber leiden nicht nur wir als Menschen, sondern im weiteren Verlauf auch unsere Tiere. Viele von uns wünschen sich einen vierbeinigen Begleiter. Ob man diesem auch gerecht werden kann, wird erst mal hinten angestellt:

Hat man genügend Zeit zur Verfügung? Hat man ausreichend Platz? Kann man täglich die Motivation aufbringen, dem Tier Bewegung und geistige Auslastung zu verschaffen? Ist man in der Lage, dem Tier alles, für ein nettes Zusammenleben Nötige, beizubringen? 


Die Frageliste könnte wohl endlos weitergeführt werden. Aber gut, sagen wir mal, wir können die meisten Punkte erfüllen, haben Freude an unserem Tier und sind auf der Suche nach einem geeigneten Trainer, der uns bei der Ausbildung unterstützt. Und hier gelangen wir auch zum eigentlichen Grund meines Posts. Durch die uns fehlende Zeit, muss das Training effektiv sein und Ziele schnellst möglich erreicht werden. Da wir aber natürlich auch zu sehr von unserem Stress getrieben sind, um uns mit den möglichen Trainingsmethoden auseinanderzusetzen, verlassen wir uns auf Empfehlungen von Freunden, Bekannten oder dem Internet und buchen genau den, der entweder besonders günstig ist, oder schnelle Erfolge verspricht, am besten aber gleich beides mitbringt.

Natürlich lernt unser Tier extrem schnell, wenn wir es für seine Fehler bestrafen. Wie schön für uns, dann ist das alles ja schnell erledigt. Unser Vierbeiner folgt aufs Wort, ein Stressfaktor weniger. Den Trainer empfehlen wir weiter, seine Arbeit ist toll!

Worauf ich hinaus will, sind eigentlich die immer wieder stattfindenden Diskussionen, über Tier-Trainer, welche (zB bei Hunden) Stachelhalsbänder, Elektroshocker verwenden, das ruckartige Zurückziehen des Hundes an der Leine, oder sonstige fragwürdige Methoden, allesamt mit Strafe verbunden, empfehlen und damit ihr Geld verdienen. Das Grundproblem liegt aber doch viel weiter hinten. Beim Hundehalter selbst nämlich. Würden gerade diese Angebote nicht so zahlreich in Anspruch genommen, wäre der Nährboden für Diskussionen ob schlecht oder gut, garnicht gegeben. Jemanden für sein Tun zu verurteilen und sofort die eigene Meinung dazu abzugeben ist einfach. Gewisse Handgriffe aus dem Kontext zu reissen, ebenso. Das beherrschen wir perfekt. Wer von uns aber ist auch tatsächlich in der Lage, sich von vorn herein zu informieren und sich für eine schöne, eventuell zeitraubende, Methode zu entscheiden, bei welcher der Weg das Ziel darstellt und Erfolge eventuell nicht sofort sichtbar sind?

Sprechen wir noch das Pferd an. Ist es nicht um Vieles einfacher, den Kopf des Pferdes gleich so hinzuschnallen, dass man sich eine Versammlung oder eine Abwärtsbewegung gar nicht erst erarbeiten muss? Ist doch viel einfacher so. Warum soll man sich mit "freundlichen" Gebissen quälen, wenn eine ordentliche Hebelwirkung viel bequemer ist? Weshalb nicht schon beim Anreiten Sporen und Gerte einsetzen und stattdessen langsam lehren, wie die Schenkelhilfen zu verstehen sind? So gehts einfach schneller, was spricht dagegen? 

Und ja, ich kann gerne ehrlich sein, auch ich habe mein ehemaliges Pferd zu Anfang mit scharfen Gebissen geritten, auch ich habe es mit so manchem Gertenknall versucht. Dem Schicksal sei Dank, war ich aber immer von Pferden umgeben, die das Selbstbewusstsein hatten, mir zu sagen, wenn mein Verhalten falsch war. Liegt es dann aber auch immer noch an uns, die Hinweise ernst zu nehmen, darüber nachzudenken, warum wir falsch/unfair gehandelt haben und ist es unsere Entscheidung, andere Wege einzuschlagen. Insofern sollten wir uns mit Verurteilungen bescheiden zurückhalten und zu aller erst an uns selbst arbeiten. 

Niemals sollten wir dabei vergessen, dass sich unsere Tiere ihr Los als Gesellschafter nicht ausgesucht haben. Wir haben die Entscheidung getroffen, dass es bei und mit uns leben soll. Insofern liegt es auch in unserer Verantwortung, das Beste für unsere Begleiter zu wollen, unseren Egoismus zurückzuschrauben und Mitgefühl zu zeigen. Dass Tiere viel verzeihen, sollten wir als Geschenk an uns verstehen und keines Falls voraussetzen.

So, dann hoffe ich mal auf euren Verstand und ein besseres Zeitmanagement :)

Ulli hat mich aufgedeckt...
Darf ich vorstellen: Mein Enkel :D Denn jeder braucht eine Hunde-Oma.
Hunde-Oma deshalb, weil ich dazu neige, diverses in der Regel unerwünschte 
Verhalten (zb. Anspringen)  zuzulassen. Wie eine Oma eben. 
Für die Erziehung sind die Eltern (Besitzer) zuständig :D


Liebe Grüße,

Tash

5 Kommentare:

  1. Hallo "Hunde-Oma" ;)

    stimmt, oft wird das Tier nur als "Arbeitsgerät" oder ähnliches gesehen,
    also ein schöner Beitrag von Dir :)

    Lieben Gruß
    Björn :)

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  2. Liebe Hunde-Oma, das sehe ich ehrlich gesagt etwas anders, bzw. finde ich das alle-Tiere-über-einen-Kamm-scheren hier relativ gefährlich, wenn man so will. Während beispielsweise ein Pferd ja ohnehin die meiste Zeit in Koppeln, Stallungen o.ä. eingesperrt ist (und das wohl auch nicht ganz freiwillig), sieht die Sache bei Hunden doch gänzlich anders aus, da diese ja meist permanent in den Alltag von uns Menschen eingebunden sind (natürlich ebenso nicht freiwillig, das ist klar), und somit auch zu "funktionieren" haben. Ich weiß, ein schreckliches Wort, aber dennoch auch wahr.

    Es ist fein, dass Du es magst, wenn Dich Hunde anspringen, aber viele viele Menschen wollen das ganz und gar nicht und haben Angst vor den kleinsten Wauzis. Und auch das muss toleriert werden, sobald ich mit meinem Hund vor die Türe gehen möchte. Und jetzt kommen wir zur Gretchenfrage: Wie lerne ich meinem Hund das nun? Ich rede hier nicht von Stachelhalsbändern und ähnlichem, aber dennoch: nur durch Ohrenkraulen und warten auf hundeseitige Einsicht wird es in den meisten Fällen nicht besser werden. Hunde sind eben Rudeltiere und brauchen daher auch einen Rudelführer, der sie anleitet. Ansonsten übernehmen halt sie die Leitung und auch das kann ganz schnell ins Auge gehen. Dies nur als Nebeninfo am Rande...

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    1. Der Post hat wohl einiges an Diskussionspotential und ja, er ist in seinen Erklärungen wohl auch nicht ganz fertig, aber gut. Natürlich ist mit meinen Aussagen nicht gemeint, dass ein Hund verhätschelt werden und seine Freiheit genießen soll. Dass ein Hund funktionieren muss, ist auch selbstverständlich, aber habe ich als Halter die Wahl, wie ich ihn erziehe. Meiner Meinung nach sollte der Hund sehr wohl die Zeit haben, das zu Lernende verstehen zu können und sollte es ihm nicht in kürzester Zeit und mit roher Gewalt beigebracht werden. Die Hundeerziehung erfordert die Konsequenz und Genauigkeit des Halters, das ist bei jeder Erziehungsvariante so (im Übrigen auch beim Pferd nicht anders).

      Was das Anspringen angeht, ist vermutlich niemand wirklich Fan davon, aber auch das kann ich Anfangs konsequent ignorieren, sodass der Hund die Lust daran verliert (als Beispiel). Ich muss ihn nicht laut brüllend zu Boden werfen und ihn unten gedrückt halten. Vermutlich dauert eine für den Hund angenehmere Art der Ausbildung länger, dennoch ist sie zum Wohle des Hundes zu bevorzugen. Und das sollte eigentlich die Grundaussage des Posts sein.

      Um noch auf das Foto einzugehen, ist dieses aus der Shooting-Situation heraus entstanden und war das Anspringen hier tatsächlich gewollt. Natürlich aber werde ich die Halterin gerne dabei unterstützen, ihm dieses Verhalten abzugewöhnen, nicht jedoch werde ich selbstständig in die Erziehung des Hundes eingreifen, weil mir das einerseits nicht zusteht und andererseits ich weder der Rudelführer bin, noch der Hund seinen Tag mit mir verbringen muss.

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    2. damit kann ich wiederum wunderbar leben, danke für die weitere Erklärung ;-)

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    3. Sehr gerne ;) Und freut mich, andernfalls hätt ich wohl jetzt mit Erklärungen zu "Wie lernt der Hund" aufgetrumpft :P Schönen Tag dir :)

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